2012 F / Genf - Nizza
Einführung
„Alle Menschen werden die Wahrnehmungen machen,
dass man auf hohen Bergen, wo die Luft rein und dünn ist,
freier atmet und sich körperlich leichter und geistig heiterer fühlt.“
(Jean-Jacques Rousseau, französisch-schweizerischer Schriftsteller und Philosoph, 1712-1778)
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Do., 26.07.2012, Autofahrt nach Annemasse
Problemlos fahren wir von Stuttgart nach Annemasse, nahe bei Genf. Annemasse hat ca. 31 Tsd. Einwohner und liegt im französischen Département Haute-Savoie, dicht an der französisch-schweizerischen Grenze und dem Genfersee. Dort übernachten wir im Comfort Hotel – Hotelkette ist uns von unserer letztjährigen Tour West Coast USA bekannt -, wo wir auch ein Abendessen einnehmen.
https://www.rennrad.report/reiseberichte/genf-nizza#sigProId9260828d13
Fr., 27.07.2012, Tour von Annemasse nach Crest-Voland
Die erste Tagestour macht uns den Anfang leicht. Ca. 25 km mit nur geringen Steigungen fahren wir nach Bonneville. Von hier sind es noch 3 km bergauf in die Tourismushochburg La Clusaz. Dort biegen wir rechts ab auf eine etwas schmälere und weniger frequentierte Straße. Es geht vorbei an Weideflächen und über etliche Serpentinen. Nach dem Ort Entremont geht es kurz steiler hinauf und dann folgt eine 4 km lange Abfahrt nach Saint-Jean-de-Sixt.
Anschließend fahren wir ca. 10 km angenehm hinauf zum Col des Aravis, (1.485 m). Dort lässt es sich angenehm pausieren. Gleich nach dieser Passhöhe müssen wir durch einen unbeleuchteten, kurzen Tunnel fahren, wo sehr auf die Rechtskurve zu achten ist. Die Rennradbeleuchtung haben wir dabei, somit ist ein Risiko vermieden. Danach folgt eine 10 km lange, kurvenreiche Abfahrt (500 Höhenmeter) nach Flumet (890 m). Zuletzt kommt der 5 km lange Aufstieg nach Crest-Volant (1.222 m), wo wir in einem guten Hotel mit schöner Aussicht und sehr gutem Essen übernachten. Unsere frühe Ankunft ermöglicht Spaziergänge („Muskeln lockern“) und Entspannung auf sonniger Terrasse.
Tagesleistung: 75 km, 1.677 hm, 874 tm, Durchschnittsgeschwindigkeit 17,20 km/h.
https://www.rennrad.report/reiseberichte/genf-nizza#sigProId8fae956e44
Sa., 28.07.2012, Tour von Crest-Voland nach Bourg-Saint-Maurice
Der Regen hält noch etwas an, aber als wir nach 7 km und 350 hm, Steigung bis zu 8%, das Skigebiet am Col des Saisis (1.657 m) erreichen, können wir die Regenkleidung in unser Begleitfahrzeug legen.
Über 1.000 hm geht es dann abwärts. Etwa 500 m nach La Pierre biegen wir links ab auf die Route de Beaufort und erreichen nach 4 km den Ort Beaufort (Provinz Savoyen). Im Übrigen ist „Beaufort“ bekannter französischer Rohmilchkäse aus Kuhmilch, der hier hergestellt wird.
Auf der D925 geht es nun knapp 20 km aufwärts. Kehren- und kurvenreich fahren wir vorbei am Col de Méraillet, wobei wir bis zu 11% Steigung bewältigen müssen. Bei etwas trübem Himmel und kühlem Wetter erreichen wir den Lac de Roselend (1.533 m). Hier bieten sich uns prächtige Blicke auf den See, die umliegenden Berge und die Fortsetzung der aufsteigenden Streckentour auf der anderen des Sees. Im Hotel-Restaurant am See (1.605 m) genießen wir eine Pause.
Es ist zu lesen, dass die nun am nördlichen Ufer des Sees zu fahrenden 8 km bis zum Gipfel zu den schönsten Alpenkilometern zählen. Nach dem Passieren der Enge zwischen den Bergmassiven nimmt die Steigung erheblich ab, so dass wir dieses beeindruckende Hochtal betrachten können. Leider haben wir am Cormet des Roselend (1.968 m) einen bedeckten Himmel, weshalb wir den nordöstlich liegenden Mont Blanc nicht sehen können.
Zuletzt fahren wir ca. 18 km abwärts und erreichen unseren Zielort Bourg-Saint-Maurice (ca. 830 Höhenmeter, ca. 8 Tsd. Einwohner). Leider kommt auf den letzten 2 km ein heftiges Gewitter, das beim Hauptbahnhof die Straße überschwemmt. In einem Einkaufszentrum weichen wir dem Gewitter für fast eine Stunde aus. Die Stadt ist wirtschaftlich stark vom Tourismus geprägt. Sehr bekannt von Bourg-Saint-Maurice sind:
• die Wildwasseranlage in der Isère, wo regelmäßig internationale Kanuslalom-Wettkämpfe stattfinden,
• der alpine Rundweg Tour du Mont-Blanc führt durch das Vallée des Glaciers,
• der Ausgangspunkt der Passstraßen zum Cormet de Roselend, Col de l’Iseran und Col du Petit Saint-Bernard,
• die Standseilbahn stellt von Dezember bis April und Juli bis August die Verbindung nach Les Arcs her.
Tagesleistung: 64 km, 1.661 hm, 2.121 tm, Durchschnittsgeschwindigkeit 16,30 km/h.
https://www.rennrad.report/reiseberichte/genf-nizza#sigProId4d37787793
So., 29.07.2012, Tour von Bourg-Saint-Maurice nach Lanslebourg-Val Cenis
Die erste Strecke des Tages hat auf den ersten 10 km kaum eine Steigung. Dann sind auf zwei Bergstufen jeweils etwa 900 Höhenmeter zu bewältigen. Auf den ersten Serpentinen beträgt die Steigung nicht mehr als 7%. Dann geht es nahezu kehrenfrei oberhalb des Flusses Isere mit Steigungen zwischen 5-9% weiter.
Wir erreichen die Staumauer des Lac de Cevril (1.792 m) nach ca. 25 km. Die Tignes-Talsperre staut die Isère zum „Lac du Chevril“ auf, in dem 1952 das alte Dorf Tignes verschwand. Durch einige Tunnel führt die Tour ziemlich eben oberhalb des Sees entlang und erreicht 7 km später den bekannten Ort Val d'Isere. Aufgrund vieler Hinweise auf die sportliche Fahrweise einheimischer Autofahrer, haben wir die Beleuchtung am Rennrad nicht vergessen. Mit permanent leichtem Anstieg fahren wir durch den Wintersportort und die an der Strecke befindliche Ortsteile Richtung Val d'Isere.
Ab knapp 1.900 Höhenmetern nimmt die Steigung zu, vor uns liegt der Schlussanstieg! Wir werden jetzt alle 1.000 m auf Hinweistafeln über Distanz, Höhendifferenz und aktuelle Steigung bis zur Passhöhe informiert. Etwa 11 km vor dem Col de L’Iseran (2.770 m, zweithöchster asphaltierter Alpenpass) macht die Passstraße eine scharfe Rechtskurve und überquert den Fluss Iseran. Über Serpentinen und kehrenfreie Strecken führt sie uns durch einen landschaftlich wunderschönen Teil des Anstiegs. Auf den letzten 4 km zum Gipfel haben wir ca. 250 Höhenmeter mit bis zu 7% Steigung zu bewältigen. Das sind Gefühle, vor den Schildern des Gipfels angekommen zu sein!
Danach folgt eine über 25 km lange Abfahrt - dazwischen nochmals 40 m Anstieg zum Col de la Madeleine - und dann sind wir im Skiort Val Cenis, 1.100 m unter dem Col de L’Iseran, und dies bei bestem Wetter!
Tagesleistung: 79 km, 2.117 hm, 1.538 tm, Durchschnittsgeschwindigkeit 15,20 km/h.
https://www.rennrad.report/reiseberichte/genf-nizza#sigProId314d6e6212
Mo., 30.07.2012, Tour von Lanslebourg-Val Cenis nach Briancon
Heute fahren wir bis zu dem Ort Valloire, am Fluss L’Arc liegend, 45 km und ca. 700 Höhenmeter überwiegend bergab. Dort biegen wir links ab und dann fahren wir etwa 10 km und 850 m Aufstieg zum Col du Télégraphe (1.566 m). Bisher können wir mit geringen Steigungen und wenig Autoverkehr problemlos die Strecke zurücklegen.
Nach kurzer Pause folgt der Aufstieg zum Col du Galibier (2.645 m), wobei es zunächst durch ein Tal mit geringer Steigung führt. Danach geht es um eine Haarnadelkurve und die Steigung beginnt. Ein ca. 8 km langer und steiler Anstieg folgt. Je höher wir kommen, desto klarer sehen wir den Pass, den es jetzt zu bewältigen gilt. Immer wieder heißt es Steigungen von 12% und mehr Prozent zu meistern, dabei werden wir auch mal kurzatmig. Es ist so anstrengend, dass wir nie glauben können, es seien von der Abzweigung vor dem Autotunnel hinauf zum Gipfel nur 1,5 Kilometer! Über extrem steile Serpentinen schaffen wir schließlich den Weg zur Passhöhe. Der herrliche Weitblick in die Alpen und die nun folgende über 35 km lange Abfahrt nach Briancon (1.200-1.326 m) überragen die Strapazen des Aufstiegs und lassen uns die Mühe schnell vergessen.
Briancon hat ca. 12.000 Einwohner. Nach Davos ist es die zweithöchst gelegene Stadt Europas. Sie liegt unterhalb des nur 1.850 m hohen Col de Montgenèvre, der schon zur Römerzeit eine wichtige Verbindung zwischen dem mittleren Rhônetal und der Poebene darstellte.
Die längste Strecke unserer Tour mit den meisten Höhenmetern haben wir heute glücklicherweise gut geschafft.
Tagesleistung: 113 km, 2.195 hm, 2.352 tm, Durchschnittsgeschwindigkeit 20,00 km/h.
https://www.rennrad.report/reiseberichte/genf-nizza#sigProIdfb1fe8fd27
Di., 31.07.2012, Tour von Briancon nach Vars
Bei Sonnenschein beginnen wir die heutige Tour nach Vars. Über den guten Zustand der Straße D902 sind wir froh. Schon nach ca. 3 km beginnt die 15 km Bergfahrt zum Col d’Izoard. Zunächst fahren wir durch die Schlucht Cerveyrette. Nach etwa 10 km geht es vorbei an Cervières (1.608 m), wo sich uns kurz danach beeindruckende Blicke in die französischen Alpen bieten.
Mit bis zu 12% Steigung kämpfen wir uns weiter aufwärts, wobei manche enge Serpentinen sehr steile Kurvenkehren haben. Je höher wir kommen, desto mehr dominieren Geröllfelder. Am Refuge Napoléon machen wir eine kurze Pause, und dies bei blauem Himmel und angenehmer Temperatur. Danach ist es nur noch eine kurze Strecke zum Col d’Izoard (2.360 m).
Nach dem Stopp folgen 30 km kurvenreiche Abfahrt - mit bis zu 12% Gefälle und ca. 1.300 Höhenmetern -, die höchste Konzentration fordern. Natürlich unterbrechen wir die Abfahrt gleich am Anfang in der La Casse Desérte, am Denkmal für den erfolgreichen Radrennfahrer Fausto Coppi.
Im Tal angekommen geht es unterhalb des Châteux-Queyras entlang der beeindruckenden, tief eingeschnittenen und engen Queyras-Schlucht mit dem Fluss Le Guil. Nachdem wir etliche Tunnels hinter uns haben, folgt nach 17 km der Ort Guillestre. Hier bietet sich eine Pause an.
Zuletzt heißt es, noch 12 km und ca. 600 Höhenmeter in den Ort Vars (Département Hautes-Alpes, ca. 650 Einwohner, 1.650 m) zu fahren, in dem wir übernachten. Bei herrlichem Sonnenschein erholen wir uns im schönen Garten in extra für uns zur Verfügung gestellten Liegestühlen.
Tagesleistung: 64 km, 1.854 hm, 1.487 tm, Durchschnittsgeschwindigkeit 15,30 km/h.
https://www.rennrad.report/reiseberichte/genf-nizza#sigProId9c8306abe7
Mi., 01.08.2012, Tour von Vars nach Isola
Beim Start heißt es gleich 8 km hinauf zum Col de Vars (2.108 m), mit max. 8% Steigung. Nach kurzer Betrachtung der Region fahren wir ca. 20 km und 900 Höhenmeter hinab nach Jausiers (1.495 m). Am Ortsausgang beginnen 24 km Steigung durch den schönen Parc national du Mercantour bis zur Bonette. Auch hier finden wir erfreulicherweise bei jedem Kilometer die Informationstafeln zur Passstrecke. Einmal plagt uns am Pass eine kurze 16%-ige Steigung, ansonsten ist die Strecke gut zu bewältigen. Bei 1.800 m Höhe enden die Wälder, jetzt brennt die Sonne auf uns nieder und bringt uns zum Schwitzen. Am Gasthof HALTE 2000 ruhen wir uns etwas aus und setzen die Tour in Richtung Gipfel fort. Es geht vorbei am Lac des Essaupres (2.370 m) und danach am Berg entlang bis wir die Höhe des Col de la Bonette (2.715 m) erreicht haben. Hier entscheiden wir, den legendären „künstlichen“ Cime de la Bonette zu erklimmen.
Deshalb heißt es, uns weitere ca. 1,5 Km zur Cime de la Bonette (2.802 m, Berggipfel 2.860 m) zu schinden. Wir sind gleich auf einer Einbahnstraße gegen den Uhrzeigersinn, im Norden aufwärts und im Süden abwärts. Gleich zu Beginn liegt die Steigung auf etwa 700 m Länge dauerhaft zwischen 10 und 13%, mehr als wir heute schon gefahren sind. Manche schieben nach dem langen Aufstieg jetzt das Rennrad. Am Aussichtspunkt ist nur ein kurzer Stopp möglich, da der Wind uns fast weg bläst. Der kurze Blick in die Umgebung ist unvergessen, jedoch ist aufgrund des Windes der Spaziergang zum Berggipfel nicht möglich.
Es sei bemerkt, dass nicht Cime de la Bonette die höchste europäische Passstraße ist, sondern die auf den Pico del Veleta (3.384 m) in der spanischen Sierra Nevada.
Abschließend kommt für uns mit 40 km die längste Abfahrt unserer Tour nach Isola. Dort sind wir in einem einfachen Hotel untergebracht und stärken uns in einem sehr guten Restaurant.
Tagesleistung: 94 km, 2.046 hm, 2.789 tm, Durchschnittsgeschwindigkeit 18,80 km/h.
https://www.rennrad.report/reiseberichte/genf-nizza#sigProIde39259e2c1
Do., 02.08.2012, Tour von Isola nach Nizza
Die letzte Etappe unserer beeindruckenden Tour vom Genfer See zum Mittelmeer beträgt 72 km mit insgesamt mehr als 900 Höhenmetern Abfahrt, nur eine kleine Steigung von ca. 250 m auf 3 km haben wir zu bewältigen. Die letzten Kilometer, durch ein beeindruckendes Felstal, zuerst entlang des Flusses Tinée und zuletzt Le Var, bieten einen erstklassigen Radweg, auf dem wir die belebte Region Nizza nicht spüren. Allerdings gibt es Plattfüße an den Rennrädern, weil wir zuvor eine Straße fahren müssen, auf der gerade heute ein neuer Bitumenbelag angebracht wird, der unsere Reifen „klebrig“ macht und alles annimmt, was dann die Löcher verursacht.
In Nizza übernachten wir ebenfalls in einem Comfort Hotel, welches wenige Meter vom Mittelmeer entfernt ist. Dort an der Côte d’Azur finden wir auf Empfehlung ein hervorragendes Restaurant, wo wir die Tour überglücklich beenden.
Tagesleistung: 72 km, 53 hm, 927 tm, Durchschnittsgeschwindigkeit 26,20 km/h.
https://www.rennrad.report/reiseberichte/genf-nizza#sigProId66a91a2cee
Fr., 03.08.2012, Heimreise
Die Rückfahrt von Nizza bis Annemasse erfordert zusätzlich einen Mietwagen. Miteinander fahren wir retour nach Annemasse, wo der Mietwagen zurückgegeben wird. Von dort geht es mit unseren zwei Autos problemlos und beeindruckt nach Hause.
„Man ist nur glücklich durch das, was man fühlt, und nicht durch das, was man ist.“
(Sully Prudhomme, 1839 - 1907, eigentlich René François Armand Prudhomme, französischer Notar und Lyriker, erster Nobelpreisträger für Literatur 1901)